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Von Roberto de Mattei*

Am 16. Februar trafen sich in Mailand Vertreter der wichtigsten Freimaurer-Obödienzen und einige maßgebliche katholische Prälaten zu einem Studientag

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An dieser Stelle sei daran erinnert, daß der Relativismus die Seele der Freimaurerei ist, auch wenn er nicht ihr ganzes Wesen ausmacht. Die Freimaurerei maßt sich nämlich an, eine „Weltreligion“ zu sein, die ein Geheimnis birgt, dessen sich der Freimaurer nach und nach durch die Riten, Symbole und Texte bewußt wird, die er sich aneignet, aber auch durch die Atmosphäre, die er in den Logen atmet, in die er aufgenommen wird.

Man muß hinzufügen, daß es nicht eine „schlechte“ Freimaurerei gibt, die atheistisch und antiklerikal, und eine „gute“ Freimaurerei, die „religiös“ und „spirituell“ ist, wie man oft hört, wenn zwischen der romanischen (linken) und der angelsächsischen (rechten) Freimaurerei unterschieden wird. In Wirklichkeit werden in allen Logen die ersten Grade von freimaurerischen Hochgraden überlagert, die als „Riten“ bezeichnet werden und sich durch ihren magischen und kabbalistischen Inhalt auszeichnen. Nicht alle, die der Freimaurerei angehören, kennen ihre letzten Ziele, die nur die Eingeweihten der höchsten Grade erfahren, die bei Todesstrafe schwören, sie nicht preiszugeben, aber hinter den verschiedenen Riten und Obödienzen steht dieselbe Weltanschauung, die derjenigen der katholischen Kirche diametral entgegengesetzt ist. Die Studien von Jean-Claude Lozachmeur über die okkulten Ursprünge der Freimaurerei zeigen, daß sie den Glauben und die Bräuche aus dem Gnostizismus übernommen hat (Fils de la veuve: essai sur le symbolisme maçonnique, Éditions Sainte Jeanne d’Arc, Chiré 1990), und Pater Paolo Siano hat sich eingehend mit dem freimaurerischen Luziferismus befaßt und dabei die These jener widerlegt, die glauben, daß er nur von der sogenannten „Randfreimaurerei“ gepflegt wird, d. h. marginal und der regulären Freimaurerei fremd sei (Studi vari sulla Libera Muratoria, Casa Mariana, Frigento 2012). Pater Siano selbst, der der Freimaurerei zahlreiche Aufsätze gewidmet hat, hat kürzlich in der Corrispondenza Romana in einer Polemik mit Gaetano Masciullo, Autor des Buches „La tiara e la loggia. La Massoneria contro la Chiesa“ („Tiara und Loge. Die Freimaurerei gegen die Kirche“, Fede e Cultura, Verona 2023), gezeigt, daß die Freimaurerei alles andere als im Niedergang begriffen ist, sondern immer noch lebendig und aktiv ist.

Die Gefahr besteht darin, die Aufmerksamkeit von der Freimaurerei abzulenken, um Formen des Neokomplottismus zu verfolgen, die das Wirken von „plutokratischen Eliten“ und „Kabalen“ verschiedener Art anprangern und dabei die Präsenz dessen vergessen, was Leo XIII. in seinem Schreiben Custodi di quella fede vom 8. Dezember 1892 als „eine Sekte, die nach neunzehn Jahrhunderten christlicher Zivilisation danach strebt, die katholische Kirche zu stürzen“, definiert. Wenn die Freimaurerei keine Bedrohung mehr darstellt, finden sogar Treffen wie das in Mailand ihren Grund.

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*Roberto de Mattei, Historiker, Vater von fünf Kindern,
Professor für Neuere Geschichte und Geschichte des Christentums an der Europäischen Universität Rom, Vorsitzender der Stiftung Lepanto,

Autor zahlreicher Bücher, zuletzt in deutscher Übersetzung: 

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Quelle.