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Die abschließenden Jahre eines Pontifikats, jedes Pontifikats, sind immer ein Anlass, den Zustand der Kirche in der Gegenwart und die Bedürfnisse der Kirche und ihrer Gläubigen in der Zukunft zu bewerten.

  • Es ist offensichtlich, dass die Stärke des Pontifikats von Papst Franziskus

    in seiner verstärkten Betonung des Mitgefühls gegenüber den Schwächsten in der Gesellschaft liegt, in dem Einsatz für die Armen und Ausgegrenzten, in der Sorge um die Bewahrung der Schöpfung und den daraus resultierenden Umweltfragen, aber auch in den Bemühungen, die Leidenden und Ausgegrenzten in ihrer Not zu begleiten.

  • Die Schwächen dieses Pontifikates sind ebenso offensichtlich:

    Ein autokratischer, zuweilen scheinbar nachtragend wirkender Regierungsstil; eine Nachlässigkeit in Fragen des Rechtes; eine Intoleranz selbst gegenüber respektvoll geäußerten Differenzen, und – was am schwersten wiegt – ein Muster der Mehrdeutigkeit in Fragen des Glaubens und der Moral, was zu Verwirrung unter den Gläubigen führt. Verwirrung wiederum befördert Spaltung und Konflikte. Sie untergräbt das Vertrauen in das Wort Gottes. Sie schwächt das Zeugnis des Evangeliums. Das Ergebnis ist eine Kirche, die heute stärker gespalten ist, als sie es in ihrer jüngsten Geschichte jemals war.

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Die Aufgabe des kommenden Pontifikats wird darin bestehen müssen, jene Wahrheiten zurückzugewinnen und wiederherzustellen, die unter vielen Christen langsam verdunkelt wurden oder verloren gegangen sind.

  • Erstens: Echte Autorität wird durch eine autoritäre Ausübung von Autorität beschädigt.

  • Zweitens: Ebenso wenig wie die Kirche eine Autokratie ist, ist sie auch keine Demokratie.

  • Drittens: Mehrdeutigkeit entspricht weder dem Evangelium noch ist sie einladend.

  • Viertens: Die katholische Kirche ist nicht nur eine Gemeinschaft des Wortes, der Sakramente und des Glaubens, sondern auch des Gesetzes.

  • Fünftens: Die Kirche ist, wie Johannes XXIII. sie so schön beschrieben hat, mater et magistra, „Mutter und Lehrmeisterin“ der Menschheit, nicht ihre gehorsame Anhängerin;

  • Sechstens: Das weltumspannende Reisen entsprach einem Hirten wie Papst Johannes Paul II. deshalb so gut, weil er über einzigartige persönliche Gaben verfügte und es der damaligen Zeit entsprach. Zeiten und Umstände haben sich jedoch geändert.

  • Siebtens und letztens: Das Kardinalskollegium hat die Aufgabe, den Papst zu beraten und nach seinem Tod seinen Nachfolger zu wählen.

Gerade deshalb können die hier angeführten Überlegungen in den kommenden Monaten durchaus hilfreich sein. Es ist zu hoffen, dass dieser Beitrag dazu dient, die dringend benötigten Gespräche darüber zu beginnen, wie der Vatikan im kommenden Pontifikat beschaffen sein sollte.

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