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Das Schloss (Berliner Stadtschloß, d. Red.) heißt heute Humboldt-Forum, aber vom Geist der Brüder Humboldt ist in seinen Räumen nichts zu spüren. Hier hat ein radikaler, politisch-korrekter Kulturrevisionismus Quartier genommen. Wie der sich in den Ausstellungen zeigt, muss noch besprochen werden. Die muss man aber nicht besuchen. Sichtbarer wird der Kulturkampf an der Schlossfassade. Bevor das goldene Kuppelkreuz seinen angestammten Platz wieder einnehmen konnte, gab es bereits eine Diskussion, ob nicht auf dieses Detail verzichtet werden müsste. Anhänger anderer oder keiner Religion könnten sich ausgegrenzt oder verletzt fühlen. Diese Debatte haben die Kreuzgegner verloren, aber nicht aufgegeben.

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Der Stein des Anstoßes ist eine Inschrift, die der preußische König Friedrich Wilhelm IV. 1844 ausgesucht hat: „Es ist in keinem andern Heil, […] denn in dem Namen Jesu, zur Ehre Gottes des Vaters. Dass in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind.“ (Apostelgeschichte IV, 12 und Philipper II, 10). Vom Dachterassencafé des Schlosses ist diese Botschaft besonders gut zu lesen.

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Damit hat die Politik, die immer wieder in den Bau des Schlosses hineingeredet hat, u.a. indem sie sich ausdrücklich dieses Café wünschte, dafür gesorgt, dass die Besucher den Bibelworten so nahekommen. Nun haben die politisch-korrekten Gesinnungswächter ein Problem. Auf keinen Fall dürfen nun Bürger mit dieser kontaminierenden Botschaft allein gelassen werden.

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Es half nicht, dass der katholische Erzbischof Heiner Koch darauf aufmerksam machte, dass beide Bibelworte betonen, „dass die Menschen sich nur vor Gott verbeugen und keiner irdischen Macht diese Ehre erweisen sollen“. Daraus spreche eine große Freiheit.

Gerade dies ist den Gesinnungswächtern ein Dorn im Auge.
Der Mensch soll auf den Staat hören, nicht selbst denken.

Eine Sprecherin des Forums distanzierte sich von der gesamten Fassade, die von vielen Symbolen des Herrschaftsanspruchs übersät sei. Der Bau des Schlosses war vielleicht der letzte Sieg der Bürger über die Politisch-Korrekten.

Deshalb ist heute die Fassade da,

aber der Humboldt‘sche Geist soll im Schloss nicht einziehen.

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