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Als Goethe 1790 durch Schlesien reist, schreibt er von unterwegs an Herder und schwärmt davon, welch « sonderbar schönes, sinnliches und begreifliches Ganze » er dort entdeckt habe.

Im Zentrum: das Hirschberger Tal, eine der reichsten und idyllischsten Kulturlandschaften Mitteleuropas.

Genau zweihundert Jahre nach dem Besuch des Dichterfürsten öffnete sich diese Welt der Maler und Träumer erneut und erwachte aus einem jahrzehntelangen Dornröschenschlaf – mit dem Ende des Kalten Krieges kehrte ein beinah schon vergessener Sehnsuchtsort in das europäische Bewusstsein zurück.

Hans-Dieter Rutsch macht sich auf, Schlesien und das Hirschberger Tal zu erkunden, lässt sich von seinen Bewohnern die Geschichte dieses « preußischen Arkadiens » erzählen und spürt den Schicksalen nach, die sich damit verbinden:

Wir erfahren etwa, wie sich Caspar David Friedrich von der Schneekoppe, dem höchsten Berg des Riesengebirges, zu einem seiner berühmtesten Gemälde inspirieren ließ, von Gerhart Hauptmanns Rückzugsort in Agnetendorf oder von Hagen Hartmann, der das Schloss, das einst seinen Vorfahren gehörte, vor dem Verfall rettete.

Es sind bewegende Geschichten, die Hans-Die-ter Rutsch aufgezeichnet hat – Geschichten über Schlesien und die Deutschen und über eine lange vergessene Kulturlandschaft, die gerade ihre Wiedergeburt erlebt.

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Quelle:

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Kundenrezensionen

Das schwere Los der 'Verbliebenen'

Der Autor Rutsch kommt als Kind aus Schlesien Vertriebener zum ersten Mal in die ehemalig deutschen Gebiete und erzählt sehr spannend, wie er als elfjähriger zum ersten Mal in die Heimat seiner Vorfahren fährt und eigentlich zum ersten Mal mit der Geschichte der Vertreibung konfrontiert wird, die in der DDR tot geschwiegen wurde. Der Leser erfährt, dass nach der Vertreibung der Deutschen 700 000 bis vielleicht eine Million Deutsche dem Vertreibungsschicksal entgingen, teils, weil sie von den Polen gebraucht wurden, teils, weil es ihnen mit List gelang, der Vertreibung zu entgehen, da man anfangs eigentlich überzeugt war, die Vertreibung würde nicht endgültig sein. Diese Deutschen optierten dann und wurden de iure Polen. Manche verloren allmählich ihre Muttersprache, manche bewahrten sie. Vielen wurde der Verbleib durch ihren polnisch klingenden Namen erleichtert, sie brauchten nur die Schreibweise zu ändern.
Über die Vertriebenen und die Vertreibung wurde in der Vergangenheit viel berichtet, die Verbliebenen wurden weitestgehend vergessen. Zuweilen wurden sie auch wegen ihrer Option für Polen aus dem Gedächtnis gestrichen. Nach seiner ersten Begegnung als Kind reiste der Autor immer wieder in die ehemalig deutschen Ostgebiete und berichtet nun über zutiefst bewegende Schicksale. Grausam war das Leben der ‚Wolfskinder‘, die als Kleinkinder in der Endphase des Krieges ihre Angehörigen verloren, mühsam sich selbst am Leben erhielten, bis sie mildtätige oder sie ausnutzende ‚Eltern‘ fanden. Da sie oft ihren Namen nicht einmal wussten, konnte ihre Vergangenheit nicht geklärt werden.
Schwer auch das Schicksal der meisten Verbliebenen, denen man oft in Polen mit Missachtung begegnete und für die man sich in Deutschland nicht unbedingt für zuständig erklärte, weil sie ja Polen geworden waren.
Der Leser kann Lücken in seinem zeitgeschichtlichen Wissen schließen: Wie es damals am Ende s des Krieges zuging, als der Einzelne ständig existenziell bedroht war, mal von den Nazis, dann von den Kommunisten. Und hier ist es wichtig zu lesen, wie oft Menschen den anderen halfen, ohne auf die Nationalität zu schauen. Sprachlich nicht ganz korrekt muss man eben zwischen Nazis, Deutschen, Polen und Kommunisten unterscheiden. Gefahr droht nicht vom einzelnen Menschen, sondern von denen, die fanatisch und ideologisch verblendet sind. Eine Verbliebene gibt eine wichtige Antwort auf die Frage, welcher Nationalität sie sich nun innerlich zuordnet. Sie erklärte: „Ich bin nicht Polin, ich bin nicht Deutsche, ich bin Schlesierin. An ihre Heimat hängt sie, die Fahne, die darüber weht, erscheint ihr weniger wichtig.
Hoch interessant ist auch das Kapitel über das Ende Gerhard Hauptmanns und das Kapitel über den deutschstämmigen polnischen Bischofs von Oppeln. Das Buch ist spannend zu lesen und schließt wichtige Wissenslücken.

 

Pflichtlesestoff

Hans-Dieter Rutsch's Buch könnte sich zum Pflichtlesestoff für die Deutschen entwickeln, denen die Beziehungen in den "Nahen Osten" nicht gleichgültig sind, aber auch für diejenigen, die selber vertrieben wurden oder deren Nachkommen, die die alte Heimat nur von den Eltern oder von Besuchen dort kennen.
Einfühlsam, belesen und auf jeder Seite von einer mitnehmenden Empathie geführt zeichnet der Autor nicht nur mir unbekannte Geschichte auf, sondern vermittelt mir als Leser das Bewußtsein, einen bewegenden Einblick in die ungeheuer komplexe und komplizierte Materie der politischen und menschlichen Wirrnisse der nachkriegszeit in den ehemaligen deutschen Ostgebieten erhalten zu haben.